Sonntag, 12. März 2017

Rezension zu "Triptychon" von Thomas Beckstedt


Preis: € 23,00
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 400 Seiten
Verlag: Braumüller Verlag
Weiter Informationen / Bildquelle: Verlagsinformation/Bildquelle













5 Sterne

Inhalt

In einem multinationalen Konzern wird ein unschuldiger Mann zur Schachfigur in einem mörderischen Spiel um Macht, Geld und Kontrolle. Er erlebt die Hölle auf Erden. 
John Gallagher, Informatiker aus London, steht massiv unter Druck. Er arbeitet für einen mächtigen Konzern, der in Südafrika ein neues Rechenzentrum eröffnen will. Aber John ahnt nicht, dass er in Wahrheit einem verbrecherischen Plan dient. Sein Alltag wird zum Albtraum, er kann kaum noch schlafen, der berufliche Stress erdrückt ihn. Wieder und wieder stößt er an seine physischen und psychischen Grenzen. Er will dem Wahnsinn entrinnen und schlittert in eine Affäre mit unabsehbaren Folgen. Er gerät zwischen die Fronten eines Konflikts, der mit einer für ihn unvorstellbaren Grausamkeit hinter den Kulissen tobt. Er wird zum Gejagten, doch die wahren Zusammnhänge erkennt er sehr spät. Das Sterben nimmt kein Ende, die Spirale der Gewalt eskaliert.

Eindruck

Ein Konzern der an biologischen Waffen forscht und eine Sauerei nach der anderen anzettelt, Killer anheuert um Informationen aus jenen herauszuholen, die etwas herausgefunden haben und auch vor denen nicht halt macht, die mit ihnen Kontakt hatten. Auf grausamste Art werden Menschen zu Tode gefoltert um andere ekelhafte Machenschaften zu vertuschen. Ekel und Fassungslosigkeit
ließen den Leser hier ein um's andere Mal zurück, jedoch auf einem Niveau geschrieben, das niemals eine Belastungsgrenze überschritten wurde oder sich im Ton verloren wurde. Thomas Beckstedt ist meisterhaft in der Lage die Abgründe der menschlichen Psyche herauszuarbeiten und Charaktere so zu gestalten, dass es schwierig ist, sich auf eine Hauptperson festzulegen. Damit werden sie nie langweilig und man lernt den einen oder anderen neuen Charakterzug auch zu späteren Zeitpunkten noch kennen.  

Der Thriller ist in die 3 Teile "Böse Träume", "Flucht" und "Hölle" unterteilt. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat über das Triptychon "Der Garten der Lüste" des niederländischen Malers Hieronymus Bosch, welches eben durch diese Zitate eine große Rolle für die Handlung spielt, und zeigt damit schon die Grausamkeiten des Kommenden auf. Schonungslos, offen und direkt wird hier ins Detail von Folterungen, Vergewaltigungen und Morde gegangen, die aber durch den edlen, feinfühligen und sehr intelligenten Schreibstil gut aufzunehmen und zu verarbeiten sind. 

Mein Lieblingszitat:


"Die Gesellschaft die Bosch abbildet, ist von dreierlei Art: heftig, gewalttätig und hybrid. In einigen seiner anspruchsvolleren Werke sagt uns Bosch, dass der Mensch in dieser Hinsicht überhaupt keine Wahl hat. Der Homo sapiens ist der größte Zerstörer der gesamten göttlichen Schöpfung - eine vollständige Umkehrung des humanistischen Denkens." James Snyder

Das zeigt das gesamte Handeln. Folterungen, physische und psychische Qualen, Morde ohne Skrupel, weil es wie immer um Geld, Gier und Macht geht. Und wenn dann diejenigen, die eigentlich auf der "guten" Seite stehen, zu den gleichen Methoden greifen, um Rache zu nehmen und Genugtuung zu erkämpfen für all die Opfer - dann haben wir eben diese Umkehr.

Den Titel "Hölle" für den letzten Teil finde von daher sehr treffend gewählt, denn wir - der Mensch -  bereiten uns, anderen Lebewesen und der Welt selbst diese Hölle. Als angeblich hoch entwickelt und mit Intelligenz ausgestattet, handeln wir so nieder, wie es ein rein Instinkt gesteuertes Tier niemals tun würde.

Fasziniert und begeistert bin ich von den Elementen mit denen Thomas Beckstedt spielt. In seinem Debüt war das Besondere die verschiedenen Zeitebenen, in "Triptychon" war es die "innere Stimme" der Protagonisten, die sehr raffiniert durch das ganze Buch begleitet hat. 

Fazit

Ein meisterhaftes Zweitwerk von Thomas Beckstedt, das mich voll überzeugen konnte und seinem Debüt "1888" in nichts nachsteht. "Triptychon" ist definitiv nichts für schwache Nerven, aber allen, die einen höchst spannenden, sehr komplexen und teilweise grausamen Thriller zu schätzen wissen, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. 560 Seiten haben mich restlos in ihren Bann gezogen und sogar mein Interesse für Hieronymus Bosch geweckt. Ich habe in Thomas Beckstedt einen weiteren Lieblingsautor entdeckt und bin auf weitere Bücher von ihm gespannt.  


Ich kann nur 5 Sterne vergeben, die allerdings aus vollem Herzen und absoluter Überzeugung.

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