Sonntag, 12. März 2017

Rezension zu "Und du bist nicht zurückgekommen" von Marceline Loridan-Ivens


Preis: € 15,00
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 111 Seiten
Verlag: Insel Verlag
Weiter Informationen / Bildquelle: Verlagsinformation/Bildquelle













5 Sterne

Inhalt

Marceline ist fünfzehn, als sie zusammen mit ihrem Vater deportiert wird. Sie nach Birkenau, er nach Auschwitz. Sie überlebt, er nicht. Siebzig Jahre später schreibt sie ihm einen Brief.
Einen Brief, in dem sie das Unaussprechliche zu sagen versucht: Nur drei Kilometer sind sie voneinander entfernt, zwischen ihnen die Gaskammern, der Geruch von brennendem Fleisch, der Hass, die Unausweichlichkeit der eigenen Verrohung, die ständige Ungewissheit, was geschieht mit dem anderen? Einmal gelingt es dem Vater, ihr eine kleine Botschaft auf einem Zettel zu übermitteln. Aber sie vergisst die Worte sofort - und wird ein Leben lang versuchen, die zerbrochene Erinnerung wieder zusmmenzufügen.

Eindruck

"Und Du bist nicht zurückgekommen" ist ein beklemmendes, den Atem raubendes Zeitzeugnis einer Überlebenden von Ausschwitz. Es ist keines der typischen Bücher über den Holocaust sondern die Gedanken und das Andenken einer Tochter an den über alles geliebten Vater, den sie nie wieder sah. Erlebnisse, Qualen, Ängste und Gefühle, die sie mit niemandem teilen konnte und vor allem nicht mit ihm zusammen verarbeiten konnte. Keinen Trost vom Vater
erhalten zu können und ihm keinen Trost geben zu können, wurde in bewegenden und aufwühlenden Zeilen festegehalten.
Töchter brauchen ihre Väter, Töchter brauchen den väterlichen Rat und Töchter brauchen den Segen des Vaters - weil Väter und Töchter eine besondere Beziehung zueinander haben. 
Marceline Loridan-Ivens hat dieses alles in einem liebevollen, offenen Brief zusammengefasst und den verstorbenen Vater an ihrem Leben somit teilhaben lassen. Was mich besonders traurig gemacht hat, ist die Tatsache, dass die wenigen Zeilen ihres Vaters - die für beide hätten tödlich sein können - verloren gegangen sind.

Über die Liebe zu ihm, über die Gefühlskälte der Familie nachdem Marceline aus der Gefangenschaft freikam und das Drängen der Mutter, die Jahre unter dem Joch der Nazis zu vergessen, hatte ich oft Tränen in den Augen und mir blieb die Luft weg über die Grausamkeiten, die Menschen durch Menschen damals erleiden mussten und noch heute erleiden. Seelen und Körper werden zerstört und diejenigen, die entkommen konnten oder befreit wurde, müssen den Rest ihres Leben damit zurechtkommen. Ich frage mich immer wieder, wie das funktionieren kann. Wie kann man Anblicke, Geräusche und Gerüche vergessen, die sich festgesetzt haben?
Wie soll man die Gesichter von Säuglingen und Kindern vergessen, die in die Gaskammer geschickt wurden? Dieser Brief hat einen kleinen Einblick in das Innerste seiner Verfasserin gegeben.

Fazit

Eine Geschichte voller Schmerz, Sehnsüchte und Liebe, die aufwühlt und fassungslos macht. Ich kann Marceline Loridan-Ivens nur meine Hochachtung aussprechen, dass sie uns Leser hat teilhaben lassen an ihrem Schicksal aber auch an der Liebe zu ihrem Vater und hoffe das sie eines Tages wirklich sagen wird: "Ja, es hat sich gelohnt!"

Absolute Leseempfehlung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen