Samstag, 21. Oktober 2017

Rezension zu "Underground Railroad" von Colson Whitehead

Preis: € 24,00
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 352 Seiten
Verlag: Hanser Verlag
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3 Sterne

Inhalt

Cora, deren Großmutter auf einem Sklavenschiff verschleppt wurde, ist nur eine der unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantage Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Caesar, ein Leidensgenosse, erzählt Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangen sie in den Untergrund, und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben,Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Stationsvorstehern begegnen. JederStaat, den sie durchqueren, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet hinter der letzten
Grenze wirklich die Freiheit?

Eindruck

Seite 253 - "So viele Jahre später ist mir der amerkikanische Geist lieber, der jenige, der uns ausder Alten Welt in die neue gerufen hat, damit wir erobern, aufbauen und zivilisieren. Und zerstören, was zerstört werden muss. Um die unbedeutenderen Rassen emporzuheben. Und wenn nicht emporzuheben, dann zu unterwerfen. Und wenn nicht zu unterwerfen, dann auszurotten.Unsere Bestimmung kraft göttlicher Vorschrift - der amerikanische Imperativ."

Der amerikanische Imperativ - was für ein Witz. Jeder Amerikaner sollte sich einmal mehr
umschauen, und sich fragen, ob sein dunkelhäutiger Nachbar nicht vielleicht ein Verwandter ist,
weil der Vater, Großvater oder Urgroßvater vielleicht eine jener jämmerlichen Kreaturen war,
der andere Menschen als unwürdirge Rasse tituliert hat, sich aber heimlich, still und leise an den
kleinen schwarzen Mädchen vergriffen und sie mißbraucht hat. Seine Kinder, die daraus her-
vorgekommen sind aber "entsorgt" hat, weil sie ja die Schändlichkeit, die Schwachheit und 
die Abartigkeit seiner Handlung hat sichtbar werden lassen.

"Underground Railroad" ist ein weiteres Werk über eine der größten Widerwärtigkeiten der 
amerikanischen Geschichte und wenn ich diese Bücher lese, bin ich zwar froh amerikanische
Wurzeln zu haben, aber nicht dort aufgewachsen zu sein. Die Arroganz und Abfälligkeit mit der
gegen Menschen vorgegangen worden ist, ist auch nach all den Jahrzehnten immer noch nicht zu 
fassen und zu verstehen. Steckbriefe mit denen geflohene Sklaven denunziert und vogelfrei
gegeben wurden, Lynchjustiz und Folter bis zum Tod - es ist einfach nur ekelhaft. Vor Augen 
führen sollten sich alle Rassisten, dass die Wiege der Menschheit Afrika ist, somit sollte jedem 
klar sein, dass, wenn mit seiner DNA auf Weltreise gehen würde, vielleicht Dinge dabei ans
Tageslicht kommen, die ihm überhaupt nicht gefallen. So eine genetische Weltreise sollte
ich an Anbetracht der politischen Strömungen Pflicht werden.

Colson Whitehead hat uns in seinem Roman auf die Odyssee von Cora mitgenommen, die 
eine Flucht gewagt hat. Er hat uns an ihren Strapazen, Ängsten aber auch Freuden teilhaben
lassen. Allerdings bin ich mit Colsons Scheibstil nicht wirklich klar gekommen. Anfangs fand
ich es noch sehr gut, dass er auf übermäßige Gefühlsduselei verzichtet hat, allerdings war die
Geschichte dann doch gänzlich emotionslos und steif. Die Charaktere sind mir bis zum Ende
eher fremd geblieben.
Und was mir gar nicht gefallen hat, war die Darstellung der "Underground Railroad" als unter-
irdischer Zug. Das ist es definitiv nie gewesen - lediglich die Begriffe wurden genutzt um
sich halbwegs sicher zu verständigen - und ich finde damit wurde dieser großartigen
Organisation, die so wahnsinnig viel für die Sklaven getan hat, zu wenig Rechnung getragen und 
ich bin der Meinung, dass dieses Buch eine solche Darstellung nicht nötig gehabt hätte. Die 
Arbeit, die Gefahren, der Mut und die Courage der vielen Menschen die unter Einsatz ihres eigenen 
Lebens so vielen und doch so wenigen geholfen haben, kam mir viel zu kurz.

Fazit

Gutes Buch über eine grandiose Organisation der Vereinigten Staaten, das mich aber leider 
wegen der steifen, hölzernen Schreibweise und der Fiktion eines unterirdischen Zuges nicht hat

mitreißen können.



2 Kommentare:

  1. Hallo Silke

    Dein Buch klingt richtig interessant. Du hast auch amerikanische Wurzeln?
    Bücher mit der Thematik Sklaverei sind ziemlich harte Kost. Schade, dass es dich nicht ganz überzeugen konnte.

    Ich habe dich eingeladen. Schau mal:
    Hier

    Würde mich freuen, wenn du mitmachst.

    Liebe Grüße,
    Gisela

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    1. Hallo liebe Gisela,

      habe ich mir angeschaut und würde gerne mitmachen. Wie genau funktionert es?

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